Maßtheorie
Inhalt
5.1. Maßtheorie¶
Wir wollen in diesem Kapitel formal die Maßtheorie einführen, die es uns erlaubt zu entscheiden welche Mengen messbar sind und wie sich das Volumen von Mengen in topologischen Räumen bestimmen lässt. Die hier beschriebenen Werkzeuge werden uns im nächsten Kapitel bei der Einführung des Lebesgue-Integrals als Verallgemeinerung des Riemann-Integrals sehr dienlich sein.
Intuitiv ordnet ein Maß \(\mu\), welches auf einer Menge \(\Omega\) definiert ist, wie z.B. dem \(\R^n\), allen geeigneten Teilmengen \(A\subseteq \Omega\) nichtnegative reelle Zahlen zu, d.h.
Hierbei soll das Maß \(\mu\) natürlich mit dem Volumen der Teilmenge \(A\) zusammenhängen. Man beachte, dass wir auch explizit unendliche Maße zulassen, z.B., falls die Menge \(\Omega\) schon der gesamte \(\R^n\) ist.
Bevor wir den Begriff des Maßes formal definieren können und dessen Eigenschaften näher diskutieren, müssen wir jedoch noch mehr Verständnis für die zu Grunde liegenden Mengen und Mengensystem entwickeln.
5.1.1. Mengensysteme¶
Wir betrachten im Folgenden eine beliebige zu Grundmenge \(\Omega\), welche endlich, abzählbar oder auch überabzählbar sein kann. Ein Maß soll nun Teilmengen von \(\Omega\) einen Wert zuordnen weshalb wir die Potenzmenge \(2^\Omega\) betrachten, welche die Menge aller möglichen Teilmengen von \(\Omega\) bildet. Ein Maß ist dann (unter zusätzlichen Voraussetzungen, siehe Definition 5.5) eine spezielle Abbildung \(\mu:\Sigma\to[0,\infty]\), wobei \(\Sigma\subset 2^\Omega\) ein Mengensystem ist, welches man auch System der \(\mu\)-messbaren Mengen nennt.
Bemerkung
Mengen von Mengen nennen wir häufig auch Mengensysteme.
Bei der Konstruktion eines Maßes gibt es zwei teilweise konkurrierende Wünsche:
Möglichst vielen Mengen soll ein Volumen zugeordnet werden können, d.h., \(\Sigma\) soll groß sein.
Das Maß disjunkt vereinigter Mengen soll gleich der Summe der einzelnen Maße sein.
Der erste Wunsch würde darauf hindeuten die Potenzmenge \(2^\Omega\) als System der messbaren Mengen zu betrachten. Allerdings gibt es viele Fälle (siehe Das äußere Maß ist kein Maß) in welchen diese Wahl den zweiten Wunsch unmöglich machen. Deshalb ist die Strategie meist ein möglichst großes Teilmengensystem zu finden, s.d. der zweite Wunsch erfüllbar ist. Man steht also vor dem Problem geeignete Klassen von Mengensystemen zu betrachten.
Beginnt man also Minimalanforderungen an das System zu stellen führt das zunächst auf den Begriff eines Mengenrings.
(Mengenring)
Ein Mengensystem \(\mathcal{R} \subset 2^{\Omega}\) heißt Mengen-Ring (im maßtheoretischen Sinne) auf einer Menge \(\Omega\), falls die folgenden Eigenschaften erfüllt sind:
\(\emptyset \in \mathcal{R}\)
\(A,B \in \mathcal{R} \Rightarrow (A \setminus B) \in \mathcal{R}\)
\(A,B \in \mathcal{R} \Rightarrow (A \cup B) \in \mathcal{R}\)
Ein Mengenring hat zusätzlich folgende Eigenschaften, wobei wir für zwei Mengen \(A,B\) mit
die symmetrische Differenz bezeichnen.
Es sei \(\mathcal{R}\) ein Mengenring, dann gilt
\(A,B \in \mathcal{R} \Rightarrow (A \cap B) \in \mathcal{R}\)
\(A,B \in \mathcal{R} \Rightarrow (A \triangle B) \in \mathcal{R}\)
Proof. Die zweite Eigenschaft folgt direkt per Definition. Die erste Eigenschaft gilt, da
(Der Begriff Ring)
Aus der Algebra kennt man die Definition, dass die Struktur \((F,+,\cdot)\) Ring heißt, falls
\((F,+)\) eine abelsche Gruppe ist,
\((F,\cdot)\) eine Halbgruppe ist,
die Distributivgesetze gelten.
Betrachten wir für einen Mengenring \(\mathcal{R}\) die Struktur \((\mathcal{R}, \triangle, \cap)\) so fällt auf, dass \((\mathcal{R},\triangle)\) eine abelsche Gruppe mit Nullelement \(\emptyset\) ist. Insbesondere gilt \(A\triangle A=\emptyset\) und somit existieren auch inverse Elemente. Weiterhin sind Mengenschnitte assoziativ und daher ist \((\mathcal{R}, \cap)\) eine Halbgruppe. Somit bildet \((\mathcal{R},\triangle,\cap)\) einen Ring mit neutralem Element \(\emptyset\), insbesondere ist er kommutativ.
Zwar erlaubt ein Mengenring die wichtigsten (endlichen) Mengenoperationen, es fällt aber schnell auf, dass die Grundmenge \(\Omega\) nicht zwangsweise in einem Mengenring enthalten sein. In vielen Fällen will man dies aber sicherstellen, was auf folgenden Begriff führt.
Es sei \(\mathcal{R}\) ein Mengenring über der Menge \(\Omega\), gilt auch \(\Omega\in\mathcal{R}\), dann nennen wir \(\mathcal{R}\) Mengenalgebra.
(Der Begriff Algebra)
Eine Algebra über einem Körper \(\K\) ist ein \(\K\)-Vektorraum \(V\) zusammen mit einer bilinearen Abbildung
Man beachte, dass das Symbol \(\cdot\) hier nun doppelt verwendet wird, einmal für die Skalarmultiplikation von \(V\) über \(\K\) und für die Multiplikation in \(V\).
Eine Verallgemeinerung besteht hier darin keinen Vektorraum \(V\) zu betrachten sondern ein \(F\)-Modul über einen kommutativen Ring \((F,+,\cdot)\). Hier erhält man nun, dass jeder kommutative Ring \(F\) mit einem Einselement eine Algebra über sich selbst ist, wobei die bilineare Abbildung
gerade durch das Produkt auf dem Ring \(F\) gegeben ist.
Für den Mengenring \((\mathcal{R},\triangle, \cap)\) ist die Grundmenge \(\Omega\) das neutrale Element der Multiplikation \(\cap\) und daher gilt, falls \(\Omega\in\mathcal{R}\), dass \((\mathcal{R},\triangle, \cap)\) ein kommutativer Ring mit Eins und daher eine Algebra über sich selbst ist.
Die bisher betrachteten System erlauben lediglich endliche Mengenoperationen. Wir benötigen im Folgenden aber auch abzählbare Mengenoperationen, und definieren daher sogenannte \(\sigma\)-Algebren.
\(\sigma\)-Algebra und Messraum)
(Ein Mengensystem \(\Sigma \subseteq 2^\Omega\) heißt \(\sigma\)-Algebra (von \(\Omega\)), wenn die folgenden Eigenschaften erfüllt sind
\(\Omega\in \Sigma\)
\(A\in \Sigma \quad \Rightarrow \quad A^c:=\Omega \setminus A\in \Sigma\)
\((A_n)_{n\in\N} \in \Sigma \quad \Rightarrow \quad \bigcup_{n\in \N} A_n\in \Sigma\).
Für eine \(\sigma\)-Algebra \(\Sigma \subseteq \mathcal{P}(\Omega)\) von \(\Omega\) nennen wir das Paar (\(\Omega,\Sigma\)) Messraum und die Mengen des Mengensystems \(\Sigma\) heißen messbar.
Das Symbol \(\sigma\) erinnert an den Begriff der Summe, insbesondere wegen der dritten Eigenschaft in Definition 5.3, also der Abgeschlossenheit unter abzählbarer Vereinigung von Teilmengen. Aus diesen drei Eigenschaften lässt sich auch direkt zeigen, dass \(\sigma\)-Algebren ebenfalls unter abzählbaren Schnitten abgeschlossen sind, wie das folgende Lemma zeigt.
(Abgeschlossenheit unter abzählbaren Schnitten)
Es sei (\(\Omega,\Sigma\)) ein Messraum und es sei \((A_i)_{i\in_\N}\) eine Familie von Elementen der \(\sigma\)-Algebra \(\Sigma\) mit \(A_i \in \Sigma\) für \(i \in \N\). Dann sind abzählbare Schnitte dieser Mengen auch Elemente der \(\sigma\)-Algebra \(\Sigma\), d.h.,
Proof. Es reicht die Aussage für \(n=2\) zu zeigen. Seien dazu \(A_1,A_2\in\Sigma\), dann folgt \(A_1^C,A_2^C\in\Sigma\) und somit auch \(A^C\cup A_2^C\in\Sigma\). Und somit folgt
Aus der Definition 5.3 kann man sich leicht zwei Spezialfälle von \(\sigma\)-Algebren überlegen. Es wird klar, dass das Mengensystem \(\{\emptyset, \Omega\}\) die kleinstmögliche \(\sigma\)-Algebra bildet, wohingegen die Potenzmenge \(\mathcal{P}(\Omega)\) die größtmögliche \(\sigma\)-Algebra darstellt.
Für ein beliebiges Mengensystem \(\mathcal{C}\subset 2^\Omega\) können wir zusätzlich die erzeugt \(\sigma\)-Algebra betrachten, welche die kleinste \(\sigma\)-Algebra ist die \(\mathcal{C}\) enthält.
\(\sigma\)-Algebra)
(ErzeugteEs sei \(\mathcal{C}\subset 2^\Omega\) ein Mengensystem, dann bezeichnen wir mit
die von \(\mathcal{C}\) erzeugte \(\sigma\)-Algebra.
Für die erzeugt \(\sigma\)-Algebra, haben wir folgende Eigenschaften.
Es sei \(\mathcal{C}\subset 2^\Omega\) ein Mengensystem, dann gilt
\(\sigma(\mathcal{C})\) ist eine \(\sigma\)-Algebra.
\(\sigma(\mathcal{C})\) ist die kleinste \(\sigma\)-Algebra die \(\mathcal{C}\) enthält, d.h., falls \(\mathcal{C}\subset\Sigma\) eine weitere \(\sigma\)-Algebra ist, so folgt \(\sigma(\mathcal{C})\subset\Sigma\).
Falls \(\mathcal{C}\) selbst eine \(\sigma\)-Algebra ist, so folgt \(\sigma(\mathcal{C}) = \mathcal{C}\).
Proof. Übung.
5.1.2. Maße¶
Basierend auf dem Begriff einer \(\sigma\)-Algebra und eines Messraums können wir nun formal einführen, was wir unter einem Maß verstehen.
(Maß und Maßraum)
Sei \((\Omega, \Sigma)\) ein Messraum. Wir nennen eine Abbildung \(\mu: \Sigma\to [0, \infty]\) Maß, wenn die folgenden beiden Eigenschaften erfüllt sind.
Die leere Menge hat das Maß Null, d.h., \(\mu(\emptyset) = 0\),
Für eine Familie von disjunkten Mengen \((A_n)_{n\in\N}\) der \(\sigma\)-Algebra \(\Sigma\) mit \(A_i \cap A_j = \emptyset\) für \(i \neq j\) gilt die sogenannte abzählbare oder \(\sigma\)-Additivität, d.h.,
Wir nennen das Maß \(\mu\) endlich, wenn \(\mu(\Omega)<\infty\). Das Tripel \((\Omega, \Sigma, \mu)\) wird als Maßraum bezeichnet.
Maße spielen insbesondere in der Wahrscheinlichkeitstheorie eine zentrale Rolle, um die Wahrscheinlichkeit von Ereignismengen anzugeben. Dabei wird nicht nur gefordert, dass das Maß \(\mu\) endlich sein muss, sondern dass sogar \(\mu(\Omega)=1\) gilt, damit es sich um ein Wahrscheinlichkeitsmaß handelt. Diese finden vor allem in der Quantenmechanik Anwendung.
Aus den beiden grundlegenden Eigenschaften eines Maßes lassen sich weitere nützliche Eigenschaften herleiten, wie das folgende Lemma beschreibt.
(Eigenschaften von Maßen)
Sei \((\Omega, \Sigma, \mu)\) ein Maßraum. Dann gelten die folgenden Eigenschaften für das Maß \(\mu \colon \Sigma \rightarrow [0,\infty]\).
1. Für \(A,B \in \Sigma\) mit \(B \subset A\) und \(\mu(B) < \infty\) gilt:
2. Für \(A,B \in \Sigma\) mit \(B \subset A\) gilt:
3. Für \(A,B \in \Sigma\) gilt stets:
Proof. In der Hausaufgabe zu zeigen.
Im Folgenden wollen wir ein paar Beispiele von geläufigen Maßen diskutieren.
(Maße)
Wichtige Maße in der Mathematik und Physik sind beispielsweise die folgenden.
1. Das Zählmaß \(m\) auf einer endlichen Menge \(M\), mit
Hier sind insbesondere alle Teilmengen messbar, d.h., \((M, \mathcal{P}(M), m)\) bildet einen Maßraum.
2. Das Lebesgue–Maß \(\lambda^n\) auf dem \(\R^n\), das wir bald kennen lernen, zeichnet sich dadurch aus, dass es einer verschobenen Menge das gleiche Volumen zuordnet wie einer unverschobenen. Es besitzt also die nützliche Eigenschaft translations- und rotationsinvariant zu sein. Dies gilt ebenfalls für Spiegelungen. Außerdem ordnet das Lebesgue-Maß dem Einheitswürfel \([0,1]^n\) das Maß \(1\) zu, was unserer Intuition entspricht. Andererseits stellt sich heraus, dass das Lebesgue-Maß nicht auf der gesamten Potenzmenge \(\mathcal{P}(\R^n)\) definiert werden kann.
3. Das Dirac-Maß \(\delta_x\) ist im Punkt \(x \in \R^n\) konzentriert, und für jede Teilmenge \(A\subset\R^n\) gilt
Dieses Maß ist im Gegensatz zum Lebesgue-Maß nicht translationsinvariant, da es explizit von der Lage des Punkts \(x\in\R^n\) abhängt. Es wird beispielsweise in der Elektrodynamik benutzt, um eine in \(x\) lokalisierte, punktförmige Ladung zu beschreiben.
4. Häufig möchte man die Länge einer Kurve oder allgemeiner den Flächeninhalt einer \(d\)-dimensionalen Fläche im \(\R^n\) messen. Auch das dafür benutzte Maß \(\mu_d\) ist translations- und rotationsinvariant, es ordnet aber der \(d\)-dimensionalen Einheitsfläche \([0,1]^d\times\{0\} \subset\R^d\times\R^{n-d}=\R^n\) das Maß \(1\) zu. Entsprechend hat aber für \(d<n\) der Einheitswürfel das Maß \(\mu_d([0,1]^n)=\infty\).
5. Man kann sogar sogenannte Hausdorff-Maße \(\mu_d\) konstruieren, die Mengen beliebiger fraktaler Dimension \(d\in[0,n]\) messen. Genau genommen definiert man hierbei die Dimension der Menge \(A\subset \R^n\) durch \(d(A):=\inf\{d'>0\mid \mu_{d'}(A)=0\}.\)
6. Im Zusammenhang mit dem sogenannten Feynmanschen Pfadintegral der Quantenmechanik wird auf dem unendlich-dimensionalen Raum \(\Omega\) der Weg zwischen zwei Punkten des Konfigurationsraumes \(\R^d\) ein Wahrscheinlichkeitsmaß (siehe Remark 5.3) definiert. Dabei erhalten Pfade, die in der Nähe von Lösungskurven der DGL der Klassischen Mechanik sind, ein größeres Gewicht als beliebige Pfade.
Eine sehr nützliche Eigenschaft von gewissen Maßen auf topologischen Räumen ist die der Regularität, welche wir im Folgenden definieren wollen.
(Regularität von Maßen)
Es sei \((\Omega, \tau)\) ein topologischer Raum und \((\Omega, \Sigma, \mu)\) ein entsprechender Maßraum auf \(\Omega\), so dass gilt \(\tau \subset \Sigma\). Dann können wir die Regulariät des Maßes \(\mu\) wie folgt definieren.
Wir nennen das Maß \(\mu\) von außen regulär, wenn zu jeder messbaren Menge \(A \in \Sigma\) und jedem \(\epsilon > 0\) eine offene Obermenge \(U \in \tau\) existiert mit \(A \subset U\), so dass für das Maß \(\mu(U\setminus A) < \epsilon\) gilt.
Wir nennen das Maß \(\mu\) von innen regulär, wenn zu jeder messbaren Menge \(A \in \Sigma\) und jedem \(\epsilon > 0\) eine abgeschlossene Teilmenge \(F \subset A\) gibt, so dass für das Maß \(\mu(A\setminus F) < \epsilon\) gilt.
5.1.3. Borel-Maße¶
Neben \(\sigma\)-Algebren kennen wir auch Topologien als wichtige Klasse von Mengensystemen, da diese es z.B. erlauben Stetigkeit von Funktionen zu definieren. Wir betrachten nun ein Konzept welches den Begriff einer Topologie mit der einer \(\sigma\)-Algebra vereint, die sogenannte Borel-\(\sigma\)-Algebra.
\(\sigma\)-Algebra)
(Borel-Die Borel-\(\sigma\)-Algebra auf einem topologischen Raum \((\Omega, \tau)\) ist die von \(\tau\) erzeugte \(\sigma\)-Algebra,
\(\sigma\)-Algebra von \(\R\))
(BorelscheWir bemerken, dass die Borelsche \(\sigma\)-Algebra von \(\R\) nicht alle Teilmengen von \(\R\) enthält. Es lässt sich sogar zeigen, dass die borelsche \(\sigma\)-Algebra von \(\R\) gleichmächtig zu \(\R\) ist, während die Potenzmenge \(2^\R\) eine echt größere Mächtigkeit als \(\R\) besitzt.
Man erkennt an der Notaion, dass die Topologie \(\tau\) meist unterschlagen wird. Man spricht meist auch vom topologischen Raum \(\Omega\) ohne \(\tau\) zu nennen. Ein Maß auf dieser \(\sigma\)-Algebra nennen wir auch Borel-Maß.
Es sei \(\Omega\) ein topologischer Raum, dann heißt ein Maß \(\mu\) auf \(\B(\Omega)\) Borel-Maß.
5.1.3.1. Erzeugte Topologien¶
Das Konzept der erzeugten \(\sigma\)-Algebra lässt sich auch auf Topologien übertragen. Hierbei betrachtet man meist eine sogenannte Basis einer Topologie.
Es sei \((\Omega,\tau)\) ein topologischer Raum, ein System \(\mathcal{C}\subset 2^\Omega\) heißt Basis für \(\tau\), falls für jede Menge \(U\in\tau\) Teilmengen aus \(\mathcal{C}\) existieren, \(J\subset\mathcal{C}\), s.d.,
In diesem Fall schreiben wir auch \(\tau(\mathcal{C})=\tau\).
Besonders relevant sind für uns die Mengensysteme, welche die kanonische Topologie für \(\R\) erzeugt. Hierbei wissen wir, dass alle offene Intervalle der Form \((a,b)\subset \R\), sowie alle Intervalle der Form \((-\infty, b)\) und \((a, \infty)\) die euklidische Topologie in \(\R\) erzeugen. Wir betrachten weiterhin ein derartiges Mengenssystem bestehend aus Intervallen, welche die Borel-\(\sigma\)-Algebra erzeugt.
Es sei
dann gilt \(\sigma(\mathcal{C}) = \B(\overline{\R})\).
5.1.3.2. Eigenschaften von Borel-Maßen¶
Für spezielle topologische Räume lässt sich eine wichtige Eigenschaft von Maßen über die Borel-\(\sigma\)-Algebra definieren.
(Lokale Endlichkeit von Maßen)
Sei \((\Omega, \tau)\) ein Haussdorf-Raum (siehe Definition 4.8) und sei \(\B(\Omega) = \sigma(\tau)\) die Borel-\(\sigma\)-Algebra, die durch \(\tau\) erzeugt wird. Wir nennen ein Maß \(\sigma \colon \B(\Omega) \rightarrow [0, \infty]\) lokal endlich, falls jeder Punkt \(x \in \Omega\) eine lokale Umgebung mit endlichem Maß besitzt.
Die lokale Endlichkeit ist essentiell bei der Untersuchung von Maßen auf topologischen Räumen, weil sie für jeden Punkt die Existenz einer Umgebung mit endlichem Maß garantiert. Wie wir später sehen werden ist das Lebesgue-Maß auf dem Raum \(\R^n\) lokal endlich.
Basierend auf der oben definierten Borel-\(\sigma\)-Algebra lässt sich nun das sogenannte Borel-Maß einführen.
(Borel-Maß)
Ein lokal endliches Maß \(\sigma \colon \B(\Omega) \rightarrow [0, \infty]\) auf der Borelschen \(\sigma\)-Algebra eines Hausdorff-Raums \((\Omega,\tau)\) heißt Borel-Maß.
5.1.4. Das Lebesgue Ma߶
Bei der Einführung des Riemann Integrals verwendet man Intervalle zur Unterteilung des Definitionsbereichs. Diese Partitionierung einer Menge lässt sich im \(\R^n\) auf mehrdimensionale Quader verallgemeinern. Für \(a = (a_1,\ldots,a_n) \in \R^n\) und \(b = (b_1,\ldots,b_n) \in \R^n\) verwenden wir hierbei die Anordnungsrelation
und analog für \(a \leq b, a > b\) und \(a \geq b\).
(Mehrdimensionale Quader)
und darüber im Folgenden offene, halboffene und abgeschlossene Quader im \(\R^n\) respektive beschreiben durch
Das Volumen bzw. der Lebesgue-Inhalt eines halboffenen Quaders \(Q := (a,b] \subset \R^n\) definieren wir über
Wir wollen im Folgenden das Teilmengensystem \(\mathcal{R}_{\text{Q}}\subset\ 2^{\R^n}\) aller halboffenen Quader betrachten,
Wir fordern hierbei nicht, dass nur disjunkte Quader vereinigt werden dürfen. Jedoch kann man direkt herleiten, dass man jede Vereinigung von Quadern in eine disjunkte Umschreiben kann. Seien dazu \(Q_1,\ldots,Q_k\subset\R^n\) halboffene Quader, wir erkennen, dass der Rand eines Quaders \(Q_i=(a^i,b^i]\) genau \(2n\) Hyperebenen der Form
für \(j=1,\ldots,n\) aufspannt. Weiterhin, können wir einen anderen Quader \(Q_m=(a^k,b^k)\) mit einer Hyperebene \(x_l=c\in\R\) zerteilen, im Falle \(a^k_l < c < b^k_l\), indem wir zwei neue Quader definieren mit
Iterativ gehen wir folgendermaßen vor:
Betrachte den ersten Quader \(Q_1\), zerteile alle Quader \(Q_i\) an allen seinen Hyperebenen und erhalte so neue Quader \(W^1_j\).
Im \(i+1\)ten Schritt betrachte die Hyperebenen des Quaders \(Q_{i+1}\) und zerteile damit alle Quader \(W^i_j\) aus dem vorherigen Schritt und erhalte damit neue Quader \(W^{i+1}_j\).
Führen wir diesen Prozess bis \(i=k\) durch, so erhalten wir folgendes Resultat, welches in Abb. 5.2 visualisiert ist.
Es seien \(Q_1,\ldots,Q_k\subset\R^d\) halboffene Quader, dann existieren paarweise disjunkte halboffene Quader \(W_1,\ldots, W_M\) mit Indexmengen \(J_i\subset\{1,\ldots,M\}\), s.d.
und für jedes \(i\in\{1,\ldots,n\}\) gilt
Das System der halboffenen Quadern bildet eine besondere mathematische Struktur, einen Mengen-Ring.
(Der von halboffenen Quadern erzeugte Ring)
Das System der halboffenen Quadern \(\mathcal{R}_{\text{Q}}\) bildet einen Mengenring.
Proof. Um zu zeigen, dass es sich bei dem Mengensystem \(\mathcal{R}_{\text{Q}}\) um einen Ring handelt müssen wir die Eigenschaften aus Definition 5.1 nachweisen.
1. Für einen beliebigen Punkt \(a \in \R^n\) gilt \(\emptyset = (a,a] \in \mathcal{R}_{\text{Q}}\).
2. Als nächstes müssen wir zeigen, dass für zwei Mengen \(A,B \in \mathcal{R}_{\text{Q}}\) gilt, dass auch die Mengendifferenz in \(\mathcal{R}_{\text{Q}}\) enthalten ist, d.h., dass gilt \((A \setminus B) \in \mathcal{R}_{\text{Q}}\). Nach {prf:ref}``disRect` existieren paarweise disjunkte halboffene Quader \(S_j\), \(j=1,\ldots,n\), und Indexmengen \(I_A,I_B\subset\{1,\ldots,n\}\), s.d.,
Somit gilt dann
was wieder eine Vereinigung von halboffenen Quadern ist und deshalb gilt \(A\setminus B\in \mathcal{R}_{\text{Q}}\).
3. Zuletzt erkennen wir für zwei Mengen \(A,B \in \mathcal{R}_{\text{Q}}\), dass mit der Zerlegung aus 2. gilt
und somit ist auch \(A\cup B\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\) als Vereinigung halboffener Quader.
Damit haben wir gezeigt, dass das Mengensystem \(\mathcal{R}_{\text{Q}}\), welches durch disjunkte halboffene Quader im \(\R^n\) erzeugt wird, einen Ring bildet.
Wir können den Lebesgue-Inhalt nun auf Elemente von \(\mathcal{R}_{\text{Q}}\) fortsetzen
Es sei \(A\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\) mit \(A=\bigcup_{i=1}^n Q_i\) wobei \(Q_1,\ldots,Q_n\) paarweise disjunkte halboffene Quader sind, dann setzen wir
Man erkennt leicht, dass der Wert \(\lambda^n(A)\) nicht von der Wahl der Zerlegung \(Q_1,\ldots,Q_n\) abhängt, der Lebesgue-Inhalt ist also wohldefiniert.
Für den Lebesgue-Inhalt auf \(\mathcal{R}\) können wir folgende Eigenschaften zeigen.
Der Lebesgue-Inhalt \(\lambda^n\) auf \(\mathcal{R}\) hat folgende Eigenschaften:
1. \(\lambda^n(\emptyset) = 0\)
2. Seien \(A_1, \ldots, A_k \in \mathcal{R}\) disjunkte Mengen. Dann gilt:
3. Für zwei Mengen \(A, B \in \mathcal{R}\) mit \(A \subset B\) gilt:
4. Für zwei Mengen \(A, B \in \mathcal{R}\) gilt:
5. Für beliebige Mengen \(A_1, \ldots, A_k \in \mathcal{R}\) gilt:
6. Sei \((A_n)_{k\in\N}\) eine Folge von disjunkten Mengen in \(\mathcal{R}\) und sei \(B \in \mathcal{R}\), so dass \(\bigcup_{k=1}^\infty A_k \subset B\), dann gilt
Proof. Ad 1.
Für \(a\in\R^d\) haben wir
Ad 2.
Für disjunkte Mengen \(A_1,\ldots, A_k\in\mathcal{R}\) wählen wir für jedes \(i\in\{1,\ldots,k\}\) paarweise disjunkte Quader \(Q^i_1,\ldots, Q^i_{n_i}\), welche nach Lemma 5.6 existieren, s.d.,
Da die \(A_i\) paarweise disjunkt sind, gilt insbesondere
für \((i,j)\neq (r,s)\). Somit haben wir
Ad 3.
Es sei \(A\subset B\), dann können wir \(B\) disjunkt zerlegen mit
und sehen dann unter Ausnutzung von 2.
Ad 4.
Für zwei Mengen \(A,B\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\) sehen wir, dass
gilt, wobei die Mengen auf der rechten Seite paarweise disjunkt sind. Mit 2. haben wir dann
Ad 5.
Nach 4. gilt für zwei Mengen \(A,B\in\mathcal{R}\),
Diese Eigenschaft lässt sich direkt auf endliche viele Mengen \(A_1,\ldots,A_k\in\mathcal{R}\) übertragen.
Ad 6.
Es sei \((A_i)_{i\in\N}\subset \mathcal{R}_{\text{Q}}\) eine Folge paarweiser disjunkter Mengen, s.d.,
Dann gilt für \(N\in\N\)
Somit gilt mit \(N\to\infty\)
5.1.4.1. Der Jordan-Inhalt und Jordan-messbare Mengen¶
Wir haben bisher einen Inhalt auf \(\mathcal{R}_{\text{R}}\) definiert. Diese Klasse an Mengen ist aber relativ klein, weshalb der Begriff ausgedehnt werden soll. Eine Möglichkeit hier ist die Idee des Riemann-Integrals mit Ober- und Untersummen zu benutzen. Es stellt aber auch hier heraus, dass der Begriff zu einschränkend ist. Insbesondere führt deses Konzept nicht auf ein Maß. Wir werden es im Folgenden trotzdem betrachten.
(Jordan-messbare Mengen)
Sei \(A \subset \R^n\) eine beliebige Teilmenge. Wir betrachten die folgenden endlichen Ober- und Untersummen für die Teilmenge \(A\),
Wir nennen die Teilmenge \(A \subset \R^n\) Jordan-messbar, genau dann wenn \(A\) beschränkt ist und die Ober- und Untersumme übereinstimmen, d.h., es gilt \(\iota^\ast(A) = \iota_\ast(A)\). Für Jordan-messbare Mengen \(A\) ist dann der Jordan-Inhalt \(\iota\) gegeben durch:
Die Klasse der Jordan-messbaren Mengen ist erneut recht klein. Insbesondere hat dieses Konzept erneut Schwierigkeiten mit abzählbar unendlich großen Mengen umzugehen wie folgendes Beispiel zeigt.
Wir betrachten die Menge
der rationalen Zahlen im Intervall \([0,1]\). Wir betrachten zunächst das äußere Maß und dazu eine Menge
mit halboffenen Quader \(Q_1,\ldots,Q_N\). Da aber \(J\) und \((0,1]\) jeweils Elemente aus \(\mathcal{R}_{\text{Q}}\) sind gilt auch \(L = (0,1]\setminus J \in\mathcal{R}\). Wäre nun \(L\) nicht leer, so gäbe es per Definition der halboffenen Quader eine offene Umgebung
Da aber \(A\) dicht in \((0,1]\) liegt und somit auch \(J\) führt dies auf einen Widerspruch. Deshalb folgt \(L=\emptyset\) und daher
Für das innere Maß betrachten wir
angenommen \(J\) wäre nicht leer, dann folgt dass eine offenen Umgebung \(U\) existiert s.d.
Da aber auch die irrationalen Zahlen \(\R\setminus \mathbb{Q}\) dicht in \(\R\) liegen folgt daher
was im Widerspruch zu \(J\subset A\) steht, daher gilt
und somit
Die Menge der Jordan-messbaren Mengen bildet weiterhin keine \(\sigma\)-Algebra und daher ist der Jordan-Inhalt kein Maß im Sinne von Definition 5.5. Dies ist an folgendem Beispiel ersichtlich.
Wir wollen den Jordan-Inhalt einer Punktmengen \(\{a\}\) für \(a\in\R\) berechnen. Mit der Argumentation aus Example 5.3 erkennen wir, dass das innere Maß gleich null ist, also
Für das äußere Maß wählen wir eine Folge von offenen Quadern \(Q_i:= (a-1/i, a] \supset \{a\}\) und erkennen, dass
und damit ist jede Punktmenge Jordan-messbar.
Da aber \(\mathbb{Q}\) abzählbar ist, können wir eine Folge \((q_i)_{i\in\N}\) finden, s.d.
die Menge \(A\) lässt sich also als abzählbare Vereinigung von Jordan-messbaren Mengen darstellen. Aus Example 5.3 wissen wir aber, dass \(A\) nicht Jordan-messbar ist und somit bildet die Klassen der Jordan-messbaren Menge keine \(\sigma\)-Algebra.
5.1.4.2. Das äußere Lebesgue-Ma߶
Wir der letzte Abschnitt zeigt ist der Begriff der Jordan-messbarkeit einerseits zu einschränkend (siehe Example 5.3) und andererseits führt er nicht auf eine \(\sigma\)-Algebra. Wir werden diesen Begriff nun erweitern indem wir uns zunächst nur auf den äußeren Inhalt konzentrieren.
Bemerkung
Der innere und äußere Inhalt sind intuitiv nicht gleichberechtigt, da das Problem asymmetrisch ist. Konkret ist Subadditivität die inhärente Eigenschaft eines Maßes, da Mengenvereinigungen mehrfach auftretenden Elemente nicht berücksichtigen, während die Addition in \(\R\) für positive Zahlen stets ein größeres Ergebnis liefert. Das äußere Maß ist auf natürliche Weise subadditiv und deshalb zu bevorzugen.
(Äußeres Lebesgue-Maß)
Das äußere Lebesgue-Maß \(\lambda^* \colon 2^{\R^n} \rightarrow [0,\infty]\) ist definiert durch
Im Vergleich zum Jordan-Inhalt lassen wir nun also unendliche Vereinigungen zu und werten dann Reihen aus über welche das Infimum gebildet wird. Die erste wichtige Aussage in diesem Kontext geht auf Lebesgue zurück. Der Beweis des Satzes benutzt den Satz von Heine-Borel.
(Heine-Borel)
Für eine Menge \(\Omega\subset\R^n\) sind die folgenden beiden Aussagen äquivalent:
\(\Omega\) ist beschränkt und abgeschlossen.
Jede offene Überdeckung von \(\Omega\) enthält eine endliche Teilüberdeckung.
Proof. Siehe z.B. [For17].
Mit diesem Resultat können wir die folgende Aussage beweisen.
Es sei \(J\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\) und \((Q_k)_{k\in\N}\) Folge halboffene Quader mit \(J \subset \bigcup_{k=1}^\infty Q_k\). Dann gilt
Proof. Wir zeigen die Aussage zunächst für \(J=Q\) wobei \(Q\) ein halboffener Quader ist.
Idee: Verkleinere \(Q\) und vergrößere die \(Q_i\) um Heine-Borel anwenden zu können.
Es sei \(\varepsilon>0\) gegeben. Für \(Q=(a,b]\) können wir einen kleineren halboffenen Quader \(Q_\varepsilon\) wählen, s.d.
Beachte, dass der Quader so gewählt wird, dass auch sein Abschluss noch in \(Q\) enthalten ist, die zweite Bedingung gibt eine unter Schranke an wie klein der Quader gewählt werden darf. Man kann leicht nachrechnen, dass ein solcher Quader existiert.
Weiterhin wählen wir für jeden Quader \(Q_k\) einen größeren Quader \(Q_k^\varepsilon\), s.d.,
wobei \(\text{Int}(\cdot)\) das Innere einer Menge bezeichnet.
Mit dieser Konstruktion gilt
daher bilden die Mengen \(\text{Int}(Q_k^\varepsilon)\) eine abzählbare offenen Überdeckung der kompakten Menge \(\overline{Q_\varepsilon}\). Nach dem Satz von Heine-Borel (Theorem 5.2) existiert somit eine endliche Teilüberdeckung und daher ein \(N\in\N\), s.d.,
Für endlich viele Quader können wir nun die Eigenschaften aus Theorem 5.1 benutzen und folgern
Da \(\varepsilon>0\) beliebig war folgt die Aussage indem wir \(\varepsilon\) gegen \(0\) schicken.
Sei nun \(J\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\), wobei \(W_1,\ldots,W_N\) paarweise disjunkte halboffene Quader existieren, s.d.,
Dann sehen wir, dass für jedes \(i=1,\ldots,N\) die Folge \((Q_k\cap W_i)_{k\in\N}\) erneut eine Folge halboffener Quader mit
ist und daher können wir den ersten Fall anwenden. Somit folgt
Analog zum Lebesgue-Inhalt auf \(\mathcal{R}_\text{Q}\) in Theorem 5.1 können wir auch für das äußere Lebesgue-Maß ähnliche Eigenschaften zeigen.
(Eigenschaften des äußeren Lebesgue-Maßes)
Das äußere Lebesgue-Maß \(\lambda^*\) hat folgende Eigenschaften:
1. \(\lambda^*(\emptyset) = 0\)
2. Für zwei Mengen \(A, B \in \R^n\) mit \(A \subset B\) gilt:
3. Für eine Folge \((A_k)_{k\in\N}\) von Teilmengen des \(\R^n\) gilt:
4. Für \(J\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\) gilt,
5. Für jede Teilmenge \(A \subset \R^n\) und jeden halboffenen Quader \(Q\) gilt:
Proof. Ad 1.
Da \(\emptyset\) ein halboffener Quader ist gilt
Ad 2.
Es bezeichne
die Menge der möglichen Quaderüberdeckungen. Aus \(A\subset B\) folgt dann \(\mathcal{C}(B) \subset \mathcal{C}(A)\), da jede Überdeckung für \(B\) auch eine Überdeckung für \(A\) ist und daher
Ad 3.
Sei \(\varepsilon>0\) gegeben. Per Definition des Infimums existiert für jede Menge \(A_k\) eine Folge von halboffenen Quadern \(Q_k^i, i\in\N\), s.d.
Dann folgt aber auch, dass
und da die rechte Seite erneut eine Quaderüberdeckung ist folgt per Definition
Die Aussage folgt indem wir \(\varepsilon\) gegen 0 schicken.
Ad 4.
Es sei \(J\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\), per Definition folgt direkt
Mit Theorem 5.3 folgt aber auch
Ad 5.
Es seien zunächst \(A\) und \(Q\) halboffene Quader, dann ist auch \(A\cap Q\) ein halboffener Quader und wir finden paarweise disjunkte halboffene Quader \(Q_0,\ldots,Q_N\), s.d.
und damit
Durch die Abschätzung nah oben und nach unten folgt dann
Als nächsten Schritt betrachten wir eine Folge halboffener Quader \((Q_i)_{i\in\N}\mathcal{C}(A)\) und erhalten dann
Nehmen wir das Infimum über \(\mathcal{C}(A)\) folgt
und daher die Behauptung.
Als Korollar von Theorem 5.3 und den vorherigen Eigenschaften erhalten wir eine Abschätzung für das äußere Lebesgue-Maß sowohl von oben durch den äußeren Jordan-Inhalt als auch von unten durch den inneren Jordan-Inhalt.
Es sei \(A\subset\R^n\), dann gilt
Proof. Für jedes Element \(J\in\mathcal{R}_{\text{Q}}\) und beliebige halboffene Quader \(Q_i,\i\in\N\), s.d.,
folgt aus Theorem 5.3
Dies gilt für jedes \(J\in \mathcal{R}_{\text{Q}}\) mit \(J\subset A\) und daher insbesondere auch für das Supremum, daher
Diese Aussage gilt wiederum für eine beliebige Folge halboffener Quader welche \(A\) überdecken und daher auch für das Infimum, also
Die andere Ungleichung folgt per Definition da jede endliche Überdeckung mit halboffenen Quadern (welche im Infimum für \(\iota^\ast\) betrachtet werden) auch im Infimum über abzählbare Überdeckungen berücksichtigt wird, daher
Die obige Eigenschaft liefert zusätzlich die Aussage, dass für Jordan-messbare Mengen \(A\) gilt
(Wirkung von Transformationen auf das äußere Lebesgue Maß)
Eine besondere Eigenschaft des äußeren Lebesgue Maßes ist es, dass es bewegungsinvariant ist, d.h., dass es unter Translationen und Rotationen den gleichen Wert behält. Dies ist für viele Anwendungen eine fundamentale Eigenschaft. Die folgende Bemerkung hält die Wirkung von geometrischen Transformationen auf das äußere Lebesgue Maß fest.
1. Sei \(A \subset \R^n\) eine beliebige Teilmenge und \(a \in \R^n\) ein beliebiger Vektor. Dann ist das äußere Lebesgue Maß translationsinvariant unter der Wirkung von \(a\), d.h., es gilt
Außerdem gilt, dass die Teilmenge \(A\) genau dann Lebesgue-messbar ist, wenn die verschobene Teilmenge \(A + a\) Lebesgue-messbar ist.
2. Sei \(A \subset \R^n\) eine beliebige Teilmenge und \(M \in \R^{n\times n}\) eine beliebige Matrix. Dann gilt für das äußere Lebesgue Maß der folgende Zusammenhang unter der Wirkung der linearen Transformation \(M\)
Das heißt insbesondere, dass das äußere Lebesgue Maß invariant unter Transformationen der orthogonalen Gruppe (z.B. Rotationen und Spiegelungen) ist, da für diese Transformationen \(|\!\operatorname{det}(M)| = 1\) gilt (siehe Kapitel 3.6 in [Ten21]).
Außerdem gilt, dass die Teilmenge \(A\) genau dann Lebesgue-messbar ist, wenn die linear transformierte Teilmenge \(MA\) Lebesgue-messbar ist.
5.1.4.3. Nullmengen¶
Eine relevante Klasse von Teilmengen des \(\R^n\) bilden sogenannten Lebesgue-Nullmengen.
(Lebesgue-Nullmengen)
Eine Teilmenge \(N \subset \R^n\) eine (Lebesgue-)Nullmenge, falls ihr äußeres Lebesgue-Maß Null ist, d.h., es gilt
Für die Klasse der Nullmengen können wir folgende Eigenschaften zeigen.
(Eigenschaften von Lebesgue-Nullmengen)
Für Lebesgue-Nullmengen gelten die folgenden Eigenschaften:
Sei \((N_n)_{n\in\N}\) eine Familie von Nullmengen. Dann ist auch \(\bigcup_{n\in\N} N_n\) eine Nullmenge.
Alle abzählbaren Mengen sind Nullmengen.
Alle Teilmengen von Nullmengen sind Nullmengen.
Proof.
Ad 1.
Auf Grund der \(\sigma\)-Subadditivität des äußeren Lebesgue-Maßes folgt direkt
Da \(\mu^* \left( \bigcup_{n\in\N} N_n \right)\) gilt ist also \(\bigcup_{n\in\N} N_n\) auch eine Nullmenge.
Ad 2.
Es sei \(A\subset\R^d\) eine abzählbare Menge, d.h., es existiert eine Folge \((a_k)_{k\in\N}\subset\R^d\), s.d.,
Es sei nun \(\varepsilon>0\) gegeben, dann wählen wir die Folge halboffener Quader
s.d.,
Dann folgt aber,
Wir können nun \(\varepsilon\) gegen 0 schicken und erhalte die Aussage.
Ad 3.
Es sei \(N\) eine Nullmenge und \(A\subset N\), dann folgt aus der Monotonie
Intuitiv könnten man meinen, dass lediglich abzählbare MEngen Lebesgue Nullmengen sind, dies ist jedoch nicht der Fall. Ein Beispiel ist die canto-Menge welche überabzählbar ist, aber Lebesgue-Maß null hat.
5.1.4.4. Das äußere Maß ist kein Ma߶
Für das äußere Lebesgue Maß kann man einige Eigenchaften zeigen (siehe Theorem 5.4) welche zwar eine Maß erinnern. Der größte Unterschied bisher ist, dass wir nur \(\sigma\)-Subadditivität und nicht \(\sigma\)-Additivität zeigen konnten. Insbesondere arbeitet das äußere Maß auf der gesamten Potenzmenge \(2^{\R^d}\) und nicht auf einer kleineren \(\sigma\)-Algebra, man könnte also vermuten, dass diese Menge zu groß ist um \(\sigma\)-Additivität zeigen zu können, was tatsächlich der Fall ist.
Um das zu sehen betrachten wir die sogenannte Vitali Menge auf \(\R\).
Für zwei Punkte \(x,y\in\R\) definiert man die Äquivalenzrelation
d.h. zwei Punkte gehören der selben Äquivalenzklasse an sofern ihre Differenz rational ist. Es gilt also
jede Klasse \([x]\) ist abzählbar und \([0] = \Q\). Falls \([x]\cap [y]\neq \emptyset\), so folgt, dass ein \(z\in[x]\cap [y]\) existiert und damit
daher sind zwei Äquivalenzklassen entweder gleich oder disjunkt. Da aber
gilt, muss es überabzählbar viele disjunkte Äquivalenzklassen geben, ansonsten wäre \(\R\) selbst abzählbar. Mithilfe des Auswahl-Axioms können wir nun für jede einzelne Äquivalenzklasse einen Repräsentanten wählen, wobei wir die Menge der Repräsentanten \(V\) als Vitali-Menge bezeichnen. Zwei Elemente \(x,y\in V, x\neq y\) unterscheiden sich stets um eine irrationale Zahl, denn
ist ein Widerspruch zur Konstruktion.
Es sei nun \((q_k)_{k\in\N}\) eine Abzählung der rationalen Zahlen und definiere die verschobenen Vitali Mengen
Mit den obigen Definitionen gilt
\(\lambda^\ast(V) = \lambda^\ast(V_k)\) für alle \(k\in\N\),
\(V_k\cap V_l=\emptyset\) für \(k\neq l\),
\(\bigcup_{k\in\N} V_k = \R\).
Proof.
Ad 1.
Diese Tatsache folgt, da das äußere Lebesgue-Maß Translationsinvariant ist, siehe Remark 5.6.
Ad 2.
Für \(x,y\in V\) gilt
wobei wir in der zweiten Zeile erneut ausnutzen, dass die Elemente aus \(V\) jeweils disjunkte Äquivalenzklassen erzeugen.
Ad 3.
Trivialerweise gilt
Andererseits sei \(x\in\R\) dann existiert \(v\in V\) s.d. \([v] = [x]\). Somit gilt \(x-v\in\Q\) und es existiert \(k\in\N\), s.d.
Somit folgt \(x=v+q_k\in V_k\) und daher \(x\in\bigcup_{k\in\N} V_k\).
Mithilfe einer Vitali-Menge können wir nun die \(\sigma\)-Additivität des äußeren Lebesgue-Maßes zum Widerspruch führen.
Das äußere Lebesgue-Maß \(\lambda^\ast\) ist nicht \(\sigma\)-Additiv auf \(2^{\R}\).
Proof. Annahme: Das äußere Lebesgue-Maß sei \(\sigma\)-Additiv auf \(2^{\R}\).
Die Mengen \(V_k\) sind paarweise disjunkt und überdecken \(\R\), daher folgt
und daher \(\lambda^\ast(V)>0\). Diese Folgerung wollen wir nun zum Widerspruch führen. Dazu betrachten wir die folge halboffener Quader \(Q_k:=(k,k]\) und erkennen unter Ausnutzung endlicher Additivität, dass
Somit folgt mithilfe der \(\sigma\)-Subadditivität
Da wir \(\lambda^\ast(V)>0\) folgern konnten, muss daher ein \(N\in\N\) existieren, s.d.,
Analog zum Beweis, dass die \(V_k\) paarweise disjunkt sind, folgert man auch, dass die Mengen \(\frac{1}{m}+(V\cap Q_N)\) für verschieden \(m\in\N\) paarweise disjunkt sind und wegen der Translationsinvarianz folgt
Wir erkennen allerdings, dass
und nutzen wir nun erneut die angenommene \(\sigma\)-Additivität so erhalten wir
und somit
was ein Widerspruch ist. Daher ist die Annahme der \(\sigma\)-Additivität falsch.
Ähnliche Konstruktionen können auch allgemein für \(\R^n\) durchgeführt werden. Man hat allgemein die Aussage, dass \(\lambda^\ast\) auf \(\R^n\) kein Maß ist.
5.1.4.5. Das Lebesgue-Maße¶
Der vorherige Abschnitt zeigt, dass die Potenzmenge \(2^{\R^n}\) zu groß ist, d.h. auf dieser \(\sigma\)-Algebra ist \(\lambda^\ast\) kein Maß. Deshalb wollen wir nun eine Klasse messbarer Mengen definieren, welche dann eine kleinere \(\sigma\)-Algebra liefert.
(Das Jordan-Konzept)
Eine mögliche Idee um messbare Mengen zu definieren haben wir bereits beim Jordan-Inhalt kennengelernt. Hierbei wird zusätzlich zum äußeren Maß ein inneres Maß definiert. Beim Übergang vom äußeren Jordan-Inhalt zum äußeren Lebesgue-Maß werden endliche Vereinigungen durch unendliche ersetzt, weshalb man versuchen könnte, das nun auch hier zu tun, indem man das innere Lebesgue-Maß auch über unendliche Vereinigungen definiert
Offensichtlich folgt mit dieser Definition
da das Supremum über mehr Ausschöpfungen gebildet wird. Nun sei aber \(Q_i\) eine beliebiger Folge halboffener Quader, welche \(A\) von innen ausschöpfen, dann gilt für jedes \(N\in\N\)
und daher
Diese Ungleichung erhalten wir deshalb so einfach, da für jedes \(N\in\N\) auch \(\bigcup_{i=1}^N Q_i\subset A\) gilt. Beim äußern Maßen konnten wir aber andersherum nicht einfach aus \(A\subset \bigcup_{i=1}^\infty W_i\) auch \(A\subset \bigcup_{i=1}^N W_i\) folgern.
Da die obige Ungleichung für beliebig Folgen halboffener Quader gilt, folgt
Wir erkennen also, dass für das innere Maß keinen Unterschied macht ob wir endliche oder unendliche Vereinigungen betrachten.
Würden wir Messbarkeit über die Bedingung
definieren erhielten wir erneut keine \(\sigma\)-Algebra. Denn für die Menge \(A=[0,1]\setminus\Q\) gilt
und daher \(\lambda_\ast(J) = 0\). Der Trick die Menge mit kleinen Quadern zu approximieren wie beim äußeren Maß funktioniert auch nicht, da wir in diesem Fall jeweils die Teilmengen Bedingung verletzt wäre.
Es gilt aber
und daher wäre \(A\) nicht messbar, obwohl sowohl \(\Q\), als auch \([0,1]\) messbar wären. Damit hätten wir erneut keine \(\sigma\)-Algebra konstruiert.
Es gibt verschiedene Ansätze Lebesgue-Messbarkeit zu definieren (welche alle äquivalent sind), wir wählen im Folgenden das Konzept von Carathéodory.
(Lebesgue-Maß)
Wir nennen eine Teilmenge \(A \subset \R^n\) Lebesgue-messbar, genau dann wenn für alle Teilmengen \(E \subset \R^n\) gilt:
Wir notieren die Menge der Lebesgue-messbaren Mengen als
Wir definieren das Lebesgue-Maß \(\lambda \colon \mathcal{A} \rightarrow [0,\infty]\) messbarer Mengen durch
Es ist wichtig zu bemerken, dass diese Bedingung eine Einschränkung ist, da das äußere Lebesgue-Maß nicht additiv ist auf \(2^{\R^n}\), es gilt lediglich
für alle \(A,E\subset\R^d\). Aus diesem Grund scheint die Einschränkung sinnvoll zu sein um Additivität zu erhalten.
Wir betrachten im Folgenden verschiedene Beispiele messbarer Mengen, was zeigt, dass \(\mathcal{A}\neq \emptyset\).
(Lebesgue-messbare Mengen)
Jede Lebesgue-Nullmenge ist Lebesgue-messbar, insbesondere ist \(\emptyset\) Lebesgue-messbar.
Jeder halboffene Quader ist messbar.
Proof. ** Ad 1.**
Es sei \(N\) eine Lebesgue-Nullmenge und \(E\subset\R^d\), dann gilt
und daher \(\lambda^\ast(E) = \lambda^\ast(E\cap\N) + \lambda^\ast(E\setminus N)\).
Ad 2.
Folgt aus Theorem 5.4 Eigenschaft 4.
Weiterhin erhält man über den Begriff der Lebesgue-messbarkeit endlich die erhoffte \(\sigma\)-Algebra Struktur.
Die Klasse der Lebesgue-messbaren Mengen \(\mathcal{A}\) bildet eine \(\sigma\)-Algebra.
Proof. 1. Von Lemma 5.11 erhalten wir zunächst, dass \(\emptyset\in\mathcal{A}\).
2. Weiterhin sei \(A\in\mathcal{A}\) messbar und \(E\subset\R^d\) beliebig, dann gilt
und daher ist auch \(A^C\in\mathcal{A}\).
3. Wir zeigen zunächst, dass \(\mathcal{A}\) unter endlichen Vereinigungen, Schnitten und Differenzen abgeschlossen ist.
Es seien \(A,B\in\mathcal{A}\) und \(E\subset\R^d\) dann gilt
und daher ist \(A\cup B\) messbar. Weiterhin folgt \(A\cap B = (A^C\cup B^C)^C\in\mathcal{A}\) und daher auch \(A\cap B\in\mathcal{A}\). Außerdem gilt \(A\setminus B = A\cap B^C\) und somit auch \(A\setminus B\in\mathcal{A}\).
4. Sei nun \(A_i\in\mathcal{A}\) für \(i\in\N\) eine disjunkte Folge von Mengen und setze \(A=\bigcup_{i\in\N} A_i\). Unter Ausnutzung von \(A_1\in\mathcal{A}\) haben wir für \(E\subset\R^d\)
und somit gilt für endliche Vereinigungen
Mit Monotonie folgt dann für jedes \(N\in\N\)
und daher mit der \(\sigma\)-Subadditivität
Weiterhin wissen wir nach 3., dass endliche Vereinigungen messbarer Mengen messbar sind, daher
für alle \(N\in\N\) und somit
Daraus schließen wir mit , dass :eqref:`eq:LebesgueAlgebra`
5.\ Es bleibt die Aussage für eine belibige nicht notwendigerweise disjunkte Folge \(A_i\in\mathcal{A}, i\in\N\) zu zeigen. Dazu definieren wir die Mengen \(B_1:=A_1\),
wobei wir erkennen, dass die \(B_i\) paarweise disjunkt sind und insbesondere gilt
Nach 4. ist damit auch diese Vereinigung messbar.
Mit dieser Aussage können wir weitere messbare Mengen identifizieren.
Offene und abgeschlossene Teilmengen des \(\R^n\) sind Lebesgue-messbar.
Proof. Es sei \(U\subset\R^d\) offen, wir betrachten die Menge
Sei nun \(x\in U\), dann existiert auch \(a,b\in\Q^d\), s.d. \(x\in(a,b]\subset U\) und somit \(x\in\bigcup_{a,b\in \Q^d, (a,b]\subset U}\), woraus wir schließen
Somit ist \(U\) abzählbare Vereinigung messbarer Mengen und daher selbst messbar.
Abgeschlossene Mengen sind als Komplemente offener und daher messbarer Mengen, selbst messbar.
Da wir nun eine \(\sigma\)-Algebra zu Verfügung haben können wir ein Maß definieren.
(Lebesgue-Maß)
Wir definieren das Lebesgue-Maß \(\lambda^n:\mathcal{A}\to[0,\infty]\) über die Einschränkung des äußeren Maßes, d.h.,
Gefahr
ToDo
(Regularität des Lebesgue Maßes)
Das Lebesgue Maß ist von außen und innen regulär im Sinne von Definition 5.6, d.h., für jede Lebesgue-messbare Teilmenge \(A \subset \R^n\) gilt
1. für jedes \(\epsilon > 0\) existiert eine offene Menge \(U\) mit \(A \subset U\) für die gilt \(\mu(U \setminus A) < \epsilon\),
2. für jedes \(\epsilon > 0\) existiert eine abgeschlossene Menge \(F\) mit \(F \subset A\) für die gilt \(\mu(A \setminus F) < \epsilon\).
Proof. ToDo.
(Charakterisierung Lebesgue-messbarer Mengen)
Die folgenden drei Aussagen sind äquivalent, so dass sie eine Charakterisierung der Lebesgue-messbaren Mengen darstellen.
1. Eine Teilmenge \(A \subset \R^n\) ist Lebesgue messbar.
2. Für jedes \(\epsilon > 0\) existiert eine offene Menge \(U\) und eine abgeschlossene Menge \(F\), so dass \(F \subset A \subset U\) und es gilt \(\mu(U \setminus F) < \epsilon\).
3. Für jedes \(\epsilon > 0\) existiert eine offene Menge \(U\) mit \(A \subset U\) für die gilt \(\mu(U \setminus A) < \epsilon\).
Proof. ToDo
Man kann für die Borel-\(\sigma\)-Algebra von \(\R^n\) zeigen, dass gilt
Die letzte Gleichung gilt, da \(\sigma\)-Algebren abgeschlossen unter Komplementbildung sind. Zusammen mit Lemma 5.13 folgt dann schon, dass die Borel-\(\sigma\)-Algebra \(\B(\R^n)\) eine Teilmenge der Lebesgue messbaren Mengen ist. Der folgende Satz zeigt, dass es eine echte Teilmenge ist indem er den Unterschied der Mengen als Lebesgue Nullmengen charaterisiert.
Eine Teilmenge \(A \subset \R^n\) ist genau dann Lebesgue-messbar, wenn eine Teilmenge \(B \in \B(\R^n)\) und eine Nullmenge \(N \subset \R^n\) existiert, so dass \(A = B \cup N\) ist, wobei \(B\cap N=\emptyset\).
Proof. ToDo