2.8. Normale Endomorphismen¶
Zum Schluss betrachten wir noch eine weitere besondere Gruppe von Abbildungen. Die sogenannten \emph{normalen Endomorphismen} zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie mit Ihrem adjungierten Endomorphismus kommutieren. Hierzu betrachten wir die folgende Definition.
Definition 2.21 (Normaler Endomorphismus)
Ist V ein Euklidischer oder unitärer Vektorraum, so heißt ein Endomorphismus F von V \emph{normal}, wenn er mit seiner Adjungierten kommutiert, d.h.,
Ist A=MB(F) eine darstellende Matrix von F bezüglich einer Orthonormalbasis B von V, so bedeutet das
Example 2.15
Wir wollen im folgenden hinreichende Bedingungen für Normalität eines Endomorphismus angeben.
i) Jeder unitäre Endomorphismus F ist normal, da wegen F∗=F−1 gilt
ii) Jeder selbstadjungierte Endomorphismus F ist normal, da wegen F∗=F gilt
Für normale Endomorphismen stellt sich heraus, dass sowohl ihr Kern (sowie ihr Bild) mit denen der adjungierten Abbildung übereinstimmen, wie folgender Satz aussagt.
Theorem 2.15
Sei V ein unitärer Vektorraum und F:V→V ein normaler Endomorphismus von V. Dann gilt
Proof. Sei v∈KernF, so können wir wegen der Normalität von F folgern
Da das komplexe Skalarprodukt positiv definit ist muss also schon gelten, dass F∗(v)=0 gilt und somit v∈KernF∗ ist. Damit haben wir gezeigt, dass KernF∗=KernF gilt. Wegen der Dimensionsformel von Bild und Kern \cite[Satz 2.2.4]{fischer} folgt dann auch schon direkt, dass BildF∗=BildF ist.
Um die Normalform von normalen Endomorphismen zu untersuchen, beweisen wir zunächst das folgende Lemma.
Lemma 2.16
Sei V ein Euklidischer bzw. unitärer Vektorraum und F:V→V ein Endomorphismus. Dann gelten die folgenden Aussagen:
i) F ist genau dann normal, wenn
ii) Ist F normal, so folgt für alle v∈V
iii) Ist F normal, so ist G:=F−λIdV für alle λ∈K normal.
iv) Ist F normal, so gilt für alle v∈V und λ∈K
Proof. Die einzelnen Aussagen folgen direkt aus der Definition Definition 2.21 von normalen Endomorphismen.
Ad i)
Ist F normal, so können wir wegen (F∗)∗=F und der Definition Definition 2.20 der Adjungierten folgern, dass gilt
Ad ii)
sofort aus i), da ||v||=√⟨v,v⟩ für alle v∈V gilt.
Ad iii)
Wir leiten uns zunächst den adjungierten Endomorphismus G∗ von G her. Seien v,w∈V und G:=F−λIdV, dann gilt:
Es gilt also
Durch Einsetzen erhalten wir die Normalität von G durch
Ad iv)
Da G=F−λIdV nach iii) normal ist, können wir Satz Theorem 2.15 anwenden und erhalten damit:
Dies zeigt insbesondere, dass F und F∗ die gleichen Eigenvektoren besitzen.
Schließlich stellen wir mit dem folgenden Satz fest, dass die Normalform von normale Endomorphismen Diagonalgestalt besitzt.
Theorem 2.16 (Diagonalisierungssatz)
Für einen Endomorphismus F eines unitären Vektorraums V sind die folgenden Eigenschaften äquivalent:
i) F ist normal.
ii) Es gibt eine Orthonormalbasis B von V bestehend aus Eigenvektoren von F.
Proof. i)⇒ii):
Wir führen den Beweis mittels vollständiger Induktion über n=dimV.
Induktionsanfang: n=1
Sei λ1∈K der Eigenwert von F und v1∈V der zugehörige Eigenvektor mit ||v1||=1 (durch Normalisierung). Dann bildet B=(v1) eine Orthonormalbasis von V.
Induktionsschritt: n−1→n
Die Induktionsannahme ist, dass die Aussage bereits für den Fall n−1 gezeigt wurde.
Sei λ1∈C eine Nullstelle des charakteristischen Polynoms von F und v1∈V ein zugehöriger Eigenvektor mit ‖v1‖=1 (durch Normalisierung).
Wir definieren das orthogonale Komplement W:=lin({v1})⊥⊂V von v1.
Für jedes w∈W gilt dann nach Lemma Lemma 2.16
Daraus folgt F(W)⊂W. F|W:W→W ist als Einschränkung von F wieder normal und für die charakteristischen Polynome gilt
Nach Induktionsvorraussetzung wissen wir also, dass es eine Orthonormalbasis B′=(v2,…,vn) von W aus Eigenvektoren von F|W gibt. Diese ergänzen wir um den Eigenvektor v1 von F zu einer Orthonormalbasis B=(v1,…,vn) von V aus Eigenvektoren von F.
ii)⇒i):
Die Matrix D:=MB(F) ist diagonal und es gilt
Da die folgende Gleichung gilt
ist F normal.